Sonntag, 26. Oktober 2014

Desto weiter man weg ist, desto mehr spürt man seine Herkunft.

Desto weiter man von seiner eigenen kulturellen Prägung entfernt, sowohl räumlich als auch mental, umso mehr spürt man die Verzweigung und Verwurzelung in ihr.

An Tagen, an denen ich einmal die Seele baumeln lassen kann, gibt es manchmal einen kleine Ruck, der durch den ganzen Körper fährt... Dann merke ich, wie sehr die Familie und die Freunde fehlen. Ein kurzer Besuch auf einen Kaffee und Kuchen wäre dann großartig. Nur dass ich dafür sechs Stunden Flugzeug, drei Stunden Zugfahrt und eine Menge Geld einplanen müsste, um einen Weg zurückzulegen.

Die kleinen Winzigkeiten, die ich dann um mich habe, sind wie Balsam für genau solche Momente. Danke.



Dienstag, 21. Oktober 2014

Strom oder nicht Strom, das ist hier die Frage...

Am Samstag früh ereignete sich folgender Vorfall. Plötzlich ging das Licht aus und der Kühlschrank und das Ladegerät blinkte nicht mehr und der Drucker und das Bügeleisen wurde kalt und der Föhn föhnte nicht mehr und so weiter.

Stromausfälle sind nichts seltenes, meistens kommt der Strom innerhalb von einem Tag wieder, maximal bleibt er noch eine Nacht weg. Dieses Mal blieb er jedoch am Samstag und den gesamten Sonntag weg. Das Viertel war dunkel und die Reserven der elektronischen Geräte waren aufgebraucht.

Plötzlich merkt man, wie abhängig und unfrei man ist, wenn man sich mit soviel Elektronik umgibt, und wie frei man sein kann... Ohne Strom für den Computer lässt sich der Unterricht für das Smartboard schlecht vorbereiten. Mein Computer hat aber eine super Batterie und ich konnte den Unterricht vorbereiten, nur der Drucker, zum Ausdrucken der Unterrichtsvorbereitung braucht auch Strom... Und das Handy, welches auch als Wecker dient, war auf Reserve. Die tollste Taschenlampe der Welt - von meinem Schwager bekommen - diente als Aufladestation für die wichtigsten Geräte.
© c.d. : Nachtarbeit

Arbeit bei Kerzenschein und Stirnlampe. Die super Stirnlampen haben mal wieder deutsche Praktikabilität gezeigt. ;)

Erst Montagabend kam der Strom wieder. Ein großes Jubeln ging durch die Häuser. Welche Ursache der Stromausfall hatte, bleibt unbekannt.

Donnerstag, 16. Oktober 2014

In einer Schule...

Heute hat mich eine Lehrerin gebeten in ihre Klasse zu kommen. Sie unterrichtet Deutsch im ersten Jahr und ihre Schüler und Schülerinnen seien hochmotiviert, sie würde gern ein kleines Projekt starten. Natürlich bin ich die letzte, die hochmotivierte Schülerinnen und Schüler und eine super motivierte Lehrerin daran hindert, ein Projekt zu gestalten.

Also ging es nach 7 Stunden Unterricht in eine ganz normale, staatliche Schule. Bereits beim Betreten des Schulgeländes begüßte mich dieser typische Schulalltag: Lärmende Kinder allen Alters, Kinder, die schnell aus der Schule wollen, andere, die mich neugierig beäugen und irgendwas rufen, hoffend, dass ich nicht weiß, wer es war, Kinder die Fußball spielen und andere, die ihren Lehrern die Taschen tragen...

Dann sind wir in den Klassenraum gekommen, leider waren nicht mal mehr die Hälfte der Schüler da, denn durch einen Extremstau, haben die Lehrerin und ich uns verspätet. Die meisten Schüler sind schon nach Hause gefahren, aber ca. 20-30 waren noch da. (An dieser Stelle sollte die durchschnittliche Anzahl an Schüler/innen ausgerechnet werden!)

Die Schüler und Schülerinnen sind unterschiedlichen Alters, lernen aber alle Zusammen. Meistens teilen sie sich eine Bank zu dritt oder viert. Wenn sie dran sind und sprechen, stehen sie auf.

Die kleinen haben mich mit "Herzlich Willkommen" begrüßt und auswendig gelernte Fragen gestellt. Natürlich konnte ich nicht auf Deutsch antworten, aber die Begeisterung war ihnen in die Augen geschrieben. Die Fragen, die nach den auswendige gelernten, von der Lehrerin sicherlich diktierten Fragen folgten, waren echte Kinderfragen. "Wie leben Sie in Deutschland?" "Was machen Kinder in Deutschland?" "Wie sind Lehrer in Deutschland?" "Wie sieht es in Deutschland aus?" "Was ist Schnee?" "Tanzt man in Deutschland auch so viel wie in Kamerun?"

Auf die letzte Frage hin, haben sich viele Schüler erhoben und mir ihre besten Moves gezeigt. Um mich zu beeindrucken. Als ich den Schulhof verlassen habe, war es um vier und ich musste feststellen, dass mir diese kleinen Wusel, ein bisschen fehlen, denn jetzt unterrichte ich ja nur junge Erwachsene. Fotos folgen.

Sonntag, 12. Oktober 2014

Laboratoire de Thèâtre de Yaoundé: OTHNI

Plakat zur Inszenierung
© Othni
Die alte Wohnstätte war vor zwei Jahren und ist es auch noch 2014 ein Theater mit jungen engagierten Schauspielern und Schauspielerinnen, die mit Theater, Tanz, Musik und Texte sehr viele kreative kulturelle Beiträge in Jaunde leisten.
Die junge Generation versucht mit ihrer neuen Kunst eine Brück zwischen den abgerissenen und teilweise negierten Ursprüngen ihrer Kultur und der Europäisierung beziehungsweise Amerikanisierung der eigenen Kultur zu schlagen. Diesen Versuch kann man in vielen Bereichen beobachten und die Ergebnisse sind zum Teil hoch interessant und gelingen.

Bildunterschrift hinzufügen
© c.d.
Gestern wurde passend zu diesem Thema im Othni Poesie auf die Bühne gebracht und versucht für die Bühne zu adaptieren. Das schöne in der eigenen Kultur zu entdecken ist sehr schwer, wenn man von außen ständig Bilder gezeichnet bekommt, die nur traurige und schlechte Szenarien zeigen. Besonders wenn man das eigene Land verlässt, aus welchen Gründen auch immer, wird man meist mit einer Realität konfrontiert, die einen in sein eigenes Land zurückwirft. Man beginnt zu vergleichen und spiegelt seine Lebenserfahrungen vor der Heimat, man erkennt neue Wege und kann auf die alten zurückblicken, man vergleicht das Bild, was man in seinem Kopf hatte, von dem neuen Land, mit dem, was man nun erlebt und erfährt - und es beginnt ein Prozess, der nicht nur aktiv und bewusst stattfindet.

© c.d.
Die Inszenierung hat sich gewagt, schöne Seiten und hässliche Seiten Afrikas zu zeigen und sie gleichermaßen in Frage zu stellen. Als Zuschauer wurde man unmittelbar in den Urwald geführt, denn die gesamte Szene war mit Blättern und Pflanzen ausgehangen. Afrikanische Klänge wurden durch Trommeln, Laute und Gesänge evoziert. Die Tanzeinlagen waren die Spitze der Kunstdarstellung, zumindest nach meinem ganz persönlichen Geschmack. Was die Romantiker gern als Universalpoesie beschrieben haben, war hier hautnah zu erleben. Und vielleicht gerade deshalb, war es nicht wirklich schlimm, dass die Hälfte des Textes an mir vorbeigegangen ist. Dieses Phänomen konnten einige meiner Begleiter bestätigen. Auch die Nähe zum Publikum war unmittelbar und es ist doch immer ein lustiges Phänomen, wenn Leute im Theater in das Stück mit hineingeholt werden, schauen sie meist völlig unbeteiligt zu Seite. Von kleinen Ansprachen bis hin zu häftigen Umarmungen konnte man alles erleben.


Ich habe mich manchmal in dem Stück verloren gefühlt und konnte mit einigen Elementen nur wenig anfangen. Aber diese Fremde trifft man auch, wenn man sich mit einer Kultur auseinandersetzt, und ich denke, es ist ganz normal, dass solche Situationen existieren. Denn deshalb ist die Welt ja bunt und nicht grau. Und speziell Kamerun ist sehr bunt in seiner Vielfalt. Manche Dinge muss man einfach wirken lassen.


Szene mit Schauspielern und Zuschauern
© c.d.



Donnerstag, 9. Oktober 2014

3. Oktober 2014

Der Tag der deutschen Einheit:

Überraschungsfrisur :)
Ein Tag, den ich in Deutschland kaum feiere, habe ich hier in einem ganz besonderen Maße genossen. Es begann gleich am Morgen, als ich in die Klasse kam, hatte ein Schüler zur Feier des Tages seine Frisur angepasst. :)

Natürlich war das Thema des Unterrichts erst einmal Landeskunde und einige historische Exkurse in die Geschichte waren notwendig. Meine Schüler/innen wussten schon sehr viel über die Deutsche Teilung. Ich brauchte quasi nur noch kleine Elemente hinzufügen.

Am Vorabend wurde ich auf einen Empfang der Deutschen Botschaft eingeladen, um der Nationalhymne zu lauschen, ein winziges Buffet zu genießen und den Botschafter in Kamerun sprechen zu hören. Die Highsociety war im Hilton Hotel eingeladen und ich habe an diesem Abend viele erste Male erlebt: Das erste Mal in einem Hilton Hotel, das erste Mal den Botschafter gesehen, das erste Mal auf einem Empfang von der Botschaft gewesen und das erste Mal so viele Hände geschüttelt und wichtige Personen gesehen, dass ich sie kaum zuordnen konnte....


:) Und was habt ihr gemacht?

Samstag, 4. Oktober 2014

Ein wunderschoener Tag

Dieses Wochenende bin ich aus Yaounde geflohen - so kann man es wohl sagen. ;)

Der Samstag begann mit einem schoenen Fruehstueck in der Sonne mit Blick auf den Mount Kamerun. Es gab typisch kamerunisch: Omelette, Avocadosalat, Brot, Kaffee und Tee.











Ein kleiner Spaziergang am Fusse des Mount Kameruns um die Mittagszeit folgte. Von da aus ging es mit dem Moto nach Limbe.





 Wir sind ueber die Teeplantagen gefahren und haben die Aussicht genossen. Der Strand Etisa liegt am Fusse des Mount Kameruns und ist schwarz. Ein wunderschoener Strand, der eine herrliche Sicht auf die uepigen Tropenwaelder bietet. Nur leider hat es heute geregnet und die Waelder waren Wolken verhangen.

Einige Nachtaufnahmen nach der Rueckkehr vom Mount Kamerun. Es gibt dieses Mal nicht viel zu schreiben, ausser, dass es ein sehr schoener Tag mit viel Qualitytime war.








der Mount Kamerun bei Nacht


der Mond