Donnerstag, 9. Juni 2016

Anpassung?!

Dieser Post ist für meine Schüler und Schülerinnen, die mittlerweile in Deutschland sind und fleißig studieren, die deutsche Kultur kennen lernen und leben, die mich stets gefragt haben, ob man auch kamerunisches Essen in Deutschland findet und gezweifelt haben, ob sie Nahrungstechnisch überleben werden...

Neulich irgendwo in einer Stadt in Deutschland:
An der Endhaltestelle einer Straßenbahnlinie rennt ein Schwarzafrikaner ganz hektisch an mir vorbei. Er schaut beim Rennen auf die Uhr. Im gleichen Moment hört man, dass die Straßenbahn losfährt und ohne Rücksicht auf den unbekannten Mitfahrer, nach Wecker, einfach davonfährt. Der junge Mann verfällt in einen langsameren Gang und flucht in seiner Muttersprache. Ohne die genauen Worte zu verstehen, erkennt man an Mimik, Aussprache und Geste, dass er flucht. Er hat seine Straßenbahn verpasst, für die er extra 10 Minuten gerannt ist - so weit ist die Ausbildungsschule entfernt.

Für mich ist dies ein kurzer Moment der Verwunderung, da ich von Menschen aus den südlicheren Regionen eher gewohnt bin, dass sie entspannter als ich mit solchen Ereignissen umgehen. Aber offensichtlich ist er schon voll drin im deutschen Stress. Die nächste Bahn fährt in 10 Minuten, also keine Wartedauer verglichen mit manch anderen Transportmitteln. Meine Schüler und Schülerinnen haben am Anfang den Sinn von Fahrplänen des öffentlichen Nahverkehrs versucht zu ergründen. "Wozu gibt es die, wenn S-Bahnen aller 5 bis 10 Minuten fahren?" Ich musste schmunzeln.

Manchmal frage ich mich, welche Dinge wohl meine Schüler und Schülerinnen jetzt schon tun, die so "voll deutsch" sind und über die man in Kamerun vielleicht lachen würde. Grüße an euch!