Mittwoch, 4. März 2015

8. März - Tag der Frau

Man sagt, dem Tag der Frau wird meist soviel Bedeutung beigemessen, wie eine Gesellschaft an Emanzipation bedarf. 

Ich habe noch keinen Frauentag in Kamerun erlebt, bereits jetzt höre ich viele Erzählungen und erhalte unzählige Angebote, um bei diesem Event dabei zu sein. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich den Einladungen nachgehen werde, denn das was ich höre, gefällt mir nicht. 

Eine Schneiderin beim Nähen der Frauentagspagne.
Seit Wochen hängt überall die Festtagspagne aus, denn jedes Jahr wird ein spezielles Muster für den Frauentag entworfen. Viele Arbeitsstellen kaufen den Stoff und verteilen ihn an die Mitarbeiterinnen, damit sie sich etwas davon nähen lassen. Es ist dann quasi Pflicht am 8. März diese Pagne auch zu tragen. Die Frau wird an diesem Tag überdurchschnittlich gefeiert und gelobt. Sie wird frei gelassen und hat die Möglichkeit, auf der Straße einmal sie selbst zu sein. Die Frauen diskutieren, sie gehen marschieren, aber sie trinken auch und einige benehmen sich daneben, sie gehen feiern und werden betrunken sein - sie feiern IHRE Freiheit für einen Tag. Sie feiern IHRE Recht für einen Tag und sie feiern sich selbst, denn als Frau hat man an den restlichen Tagen im Jahr nicht immer ein so gutes Los gezogen. 

Ein fertiges Modell und ein Kinderkleidchen.
Es beginnt im häuslichen Leben, natürlich ist die Frau für Kinder und Heim zuständig, auch mit 4 Kindern oder mehr, sollte das Leben gemanaget werden. Wenn der Mann dann aller Wochen ein Wochenende mal nach Hause kommt, erwartet er, dass alles läuft und alle fröhlich sind. Er freut sich auf sein Essen, dass gekocht wird und sein Heim. Wie schwer eine alleinerziehende Mutter es hat, das können nur diejenigen beurteilen, die es selbst erleben. Auch wenn der Mann die Familie finanziell unterstützt, bleibt die Frau mit den meisten Sorgen und Problemen doch allein. 

Eine Frau, die ihre Kinder in die Schule bringt.
Mittlerweile gibt es viele junge Frauen, die sich diesem Schicksal zu erwehren versuchen, indem sie sich entscheiden, finanziell unabhängig zu sein. Sie gehen arbeiten. Doch es gibt auch hier schon zwei Probleme: Das erste, einige Männer möchten nicht, dass ihre Frau arbeiten geht. Denn auf Arbeit gibt es ja viele Männer, die nach der Frau Ausschau halten könnten. Außerdem entspricht es einem gewissen Wohlstand, wenn die Frau zu Hause bleiben kann. Aber es ist tatsächlich so, dass auf Arbeit nicht etwa eine gewissen Professionalität bezüglich der Geschlecht existiert, sondern natürlich geht das einfach Mann-Frau-Verhalten hier weiter. Die Ehemänner haben also Recht. Der Vorgesetzte möchte gern mit Frau F. ausgehen, diese ist aber nicht interessiert. Zuerst versucht er es mit raffinierten Flirtstrategien, die alle nicht funktionieren, dann wird er ein bisschen gemeiner und legt alle Arbeitszeiten von Frau F. auf seine, sodass er immer mit ihr gemeinsam von Arbeit geht und wenigstens ein paar mehr Privatsituationen erzwingt. Doch als auch das nichts hilft und unzählige SMS nichts bringen, er quasi auf Granit beißt, dann entscheidet er sich, Frau F. zu ignorieren. Und zwar auch in ihrer anstehenden Beförderung. Er stuft sie zurück, denn sie sei sehr unhöflich ihm gegenüber gewesen. 
Eine Künstlerin.

Eine Studentin schafft ihr Studium erfolgreich am besten mit vollem Körpereinsatz. Denn wenn sie gezielte Fragen an den Professor stellt, muss sie sich auch auf gezielte Antworten einstellen oder zumindest sollte sie nicht als bloße Studentin zu ihm kommen, sondern immer auch auf ihre weibliche Seite bedacht sein. 

Eine selbstbewusste Frau hat hier viel zu ertragen nicht weniger jedoch, als eine Frau, die versucht ein Leben nach ihren Vorstellungen zu leben. Häufig sind die Erwartungen an eine "gute" Frau klar, Familie und Haus, wenn dann noch möglich, ein bisschen Arbeit. Aber natürlich ist die Arbeit nicht mit der des Mannes gleichzustellen. Von den anderen Frauen erwartet man, dass sie willig sind und sich auch ab und zu mal der Mannesmacht beugen. 

Eine Make-up-Artistin.
Der Frauentag ist also ein wichtiger Tag, um einmal Frau zu sein, ohne vielleicht all den Dingen entsprechen zu müssen? Um einmal im Jahr das Gefühl zu haben, wichtiger zu sein, als das Leittier. Doch bleibt die Frage und auf diesen Punkt werden sich meine Beobachtungen richten, kann die Frau an diesem Tag wirklich ihre Rolle selbst gestalten? Können wir hinter die Maske ablegen? Oder wird sie wieder nur in eine Rolle gedrängt, die ihr am besten passen soll. Nichts desto trotz ist es wichtig, diesen Tag zu haben, nur sollte auch der gesamte Kontext eine Rolle spielen. 









1 Kommentar:

  1. Hallo Carola,
    alles was du beschreibst, ist nicht falsch. Dieses Bild der kamerunischen Frau passt schon gut zur globalen Situation.
    Als Kameruner würde ich Dir aber empfehlen, eine dieser Einladungen zu befolgen und du würdest bestimmt mehr zur Problematik mitbekommen. Wichtig dabei ist, dass du die Realität mit den Augen von einem betrachtest, der das Glas als halbvoll sieht und nicht als halbleer und genau weiss, wo du hingucken kannst, um die (positiv) für Kamerun Denkenden mitzuhören/ zu treffen. Afrika/Kamerun steht heute in einer Schnittstelle. An der Macht haben wir eine alte Generation mit einer "egoistischen", die Rechte der anderen unterdrückende Vorstellung der Gesellschaftführung. Am anderen Ufer entsteht immer mehr eine bewusstere Generation, deren Mitglieder sich aus aus dem Abendland Wiederkehrenden oder dort Wohnenden, aber die Verhältnisse daheim Verfolgenden und online Mitgestaltenden (www.cameroon-info.net/ www.camer.be/ u.a.) , aus der heimischen Zivilgesellschaft, ... rekrutieren. Seit etwa einer Woche vor dem 08. 03. kann man interessante Debatte höheren Niveaus bei Sendern wie Canal2, Voxafrica, und sogar bei dem staatlichen Anbieter CRTV befolgen. Sonntags gibt es zum Beispiel um 11.30 bei Canal2 die sehr geschätzte Sendung Canal Presse, bei der in einem sehr freiem Ton über die Verhältnisse im Lande debatiert wird. Wenn du am 08.03 zuhause um diese Zeit bist, empfehle ich Dir die Sendung, bestimmt wird über das Thema des Tages dabei diskutiert.

    Sonst vielen Dank für deinen Blog, die eine europäische Sicht über unsere Realitäten zeigt, über die sonst nicht genug diskutiert wird. Ich hoffe, dass mehrere den Blog kommentieren werden.
    Roberto

    AntwortenLöschen