Samstag, 13. September 2014

Alltag, an den man sich nicht so schnell gewöhnt...

I Taxifahren

Das Taxifahren an sich ist eine Sache, die ich sehr schnell akzeptieren kann. Man läuft am Straßenrand entlang oder stellt sich an eine Taxisammelstelle (verkehrstechnische Knotenpunkte) und ruft den vorbeikommenden Taxis sein Viertel zu. Möchte man über oder unter dem Tarif fahren, fügt man dann den Preis hinzu, sonst liegt der Tarif bei 250 CFA. Wenn das Taxi dann hupt, ist man drin. Natürlich sollte man sich beim Einsteigen immer vergewissern, wer noch so mitfährt und auch den Taxifahrer kurz ins Visier nehmen. Dann geht es los. Hat man Glück sind die Straßen frei, vor einem fährt kein stinkendes Auto, es beginnt nicht zu regnen und niemand im Taxi belästigt einen.

Hat man kein Glück:

Fährt vor einem ein Lastwagen mit brennendem Müll, der nach und nach auf die Straße rieselt. Nicht nur dass es eine tatsächliche Gefahr für den Straßenverkehr darstellt, denn hinter dem LKW fahren Autos und Motorradfahrer, nein es stinkt auch extrem. Bei manchen Abgasen fühle ich mich einer Rauchvergiftung nahe. Der LKW mit dem brennenden Müll hatte hauptsächlich Papier geladen und mit dem Fahrtwind dem ganzen kleinen Feuerherden noch ordentlich zugearbeitet. Brennendes Papier fliegt natürlich wunderschön durch die Luft und so kann es passieren, dass man auch im Taxi ein paar kleine Rußpartikel auf seine Sachen bekommt. Die kamerunische Mentalität hat sich sofort gezeigt: Alle Verkehrsbeteiligten haben sich daran gemacht, den LKW-Fahrer in die Mangel zu nehmen und lautstark diskutiert. Leider hatte dieser jedoch das größere Auto und in diesem Moment nicht wirklich Lust, an der Situation etwas zu ändern.

Es kann auch passieren, dass jemand ins Taxi einsteigt, der sich unbedingt mit einem unterhalten möchte. Das ist im Prinzip völlig akzeptabel, denn so ist es hier. Man spricht sich einfach auf der Straße oder im Taxi an und unterhält sich über die Dinge, die man gerade besprechen will. Es ist auch nicht unhöflich, wenn man mundfaul ist, aber wenn man gar nichts sagt, dann schon. Das gute an dieser Kommunikationsart ist, dass Nachrichten sich schneller verbreiten, als wenn man sie auf Facebook oder im TV verbreiten möchte. Will man etwas genauer wissen, so sind die Taximänner die besten Ansprechpartner.
Es kommt aber auch vor, dass einen Leute einfach nur nerven. Beispielsweise fährt man am frühen Morgen auf Arbeit und da fällt einem Mann, ca. 40 Jahre, ein, dass er gerade sein Herz verschenken will. Dann erzählt er einem im Taxi Geschichten über die Liebe, es folgen unmoralische und direkte Angebote und wenn das nicht zieht, dann erzählt er von Gott und dessen unergründlichen Wegen, die ihn gerade in dieses Taxi geführt haben. Es kann auch passieren, dass er ein Lied singt, natürlich eines, das von der Liebe handelt. Obwohl man fast nur noch stumm ist und wegschaut, bezahlt er einem das Taxi und wartet am nächsten Morgen mit dem eigenen Auto an der gleichen Taxistation auf einen. Erst eine sehr forsche Ablehnung ist für ihn ein Zeichen, wie das Gegenüber zu der gesamten Situation steht.

Eine weitere Möglichkeit: Moto... macht echt Spaß!
Grundlegend macht Taxifahren dennoch Spaß. Erstens lernt man Yaoundé kennen und zweitens gibt es auch nette Gespräche im Taxi. Außerdem versuche ich immer noch die heimlichen Verkehrsregeln zu verstehen. In denen sind die Taxifahrer einfach am geübtesten sind. Keiner kennt Yaoundes Straßen besser. Selbst wenn es dunkel ist, wissen sie an welcher Stelle Löcher in der Straße sind und wohin sie ausweichen müssen. Außerdem müssen Taxifahrer ständig die Route berechnen, je nach Fahrtziel der Gäste. Dazu haben sie mindestens fünf Preise im Kopf, die jeweils bezahlt werden...
Aber für den Verkehr ist eins klar, ohne Hupe sollte man hier nicht fahren, denn die ist selbst wichtiger als eine rote Ampel.

Wenn ich am Goethe nicht mehr will, dann werde ich Taxifahrerin... wäre wohl die erste weibliche. :)

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