In vielen Punkten ist Kamerun eine sehr interessante Erfahrung und bietet immer wieder einen Blick auf ein manchmal einfacheres und auch entschleunigteres Leben. Dieser Artikel soll jedoch von einem Aspekt sprechen, der einfach nur sprachlos, wütend und traurig macht.
1. Chinesen sind hier im ganzen Land verteilt und fördern die Infrastruktur, um Ressourcen in großen Mengen abzubauen und sie in ihr eigenes Land zu transportieren. Das ist allgemein bekannt. Sie bieten Straßen und Brücken, einen Tiefseehafen sogar, dafür werden Bodenschätze und andere Ressourcen verkauft. Sie sind Gäste in Kamerun, genau wie ich.
Vor ca. zwei Wochen beobachtete ich eine Gruppe Chinesen in einem Restaurant. Sie aßen und tranken, bis die Bierdosen alle waren. Dann drehte sich einer um und hielt im ganzen Restaurant Ausschau, nahm seine Bierdose und warf sie über das Geländer auf den Strand. Der Rest der Gruppe applaudierte und fand diese gesamte Szenarie sehr lustig. Mit welchen Hintergedanken solch ein Verhalten als positiv zu bewerten ist, bleibt hochgradig bedenklich. Wir waren total schockiert und einer von uns musste schlussendlich die Bierdose einsammeln, um sie zurück auf den Tisch zu bringen. Eine verstörte und verhaltene Reaktion war die Folge. Für mich bleibt es völlig unklar, wie man sich in einem fremden Land oder auch dem eigenen so verhalten kann, zumal wir in einem Restaurant waren, dass den Müll entsorgen würde. Mit welcher Dreistigkeit eine Bierdose einfach auf den Strand geworfen wird, nur weil es Spaß macht oder Applaus einbringt, machte mich sprachlos.
2. Ein Kameruner frug mich am Strand nach Wasser. Ich war gerade bei einem Strandspaziergang und hatte eine große Flasche Wasser bei mir. Natürlich schenkte ich ihm meine gesamte Flasche. Der Kameruner jedoch trank die Flasche aus, um sie dann einfach in den Sand zu stellen und weiterzugehen. Dies konnte ich natürlich nicht zu lassen, leider war er zu schnell weg, als dass ich noch etwas hätte sagen können. Aus Wut sammelte ich alle Flaschen ein, die ich am Strand finden konnte.
3. Ein Bericht einer Bekannten: Die Gruppe war mit Paddelboten auf dem Atlantik unterwegs und sie begegnete einem Fischerboot. Die Fischer zeigten ganz stolz eine alte Meeresschildkröte, die sie gefangen hatten. Gefesselt japste das arme Tier nach Luft. Die Fischer waren sehr stolz und wollten das Tier gleich auf dem Markt verkaufen, denn man kann mit solch einer Schildkröte ordentlich Geld machen. Wilderei ist zwar verboten, finanziert sich dennoch besser, als natürliche Fischerei. Auf ein dringliches Bitten die Schildkröte doch wieder freizulassen, wurde eher verstört reagiert. Denn diese Schildkröte bringt immerhin 12.000 CFA, das sind ca. 20 Euro. Diese Geschichte macht mich wütend und traurig zugleich.
Ein Bewusstsein für die Welt, die uns umgibt, trifft man hier selten. Denn es ist alles noch da und wächst. Dass der Regenwald den Kamerunern gehört, ist völlig verständlich. Denn seit Jahrhunderten haben sich die Menschen hier vom Wald und Meer ernährt. An diesem Punkt anzusetzen und zu kritisieren, ist anmaßend. Mit den globalen Forderungen jedoch, entsteht ein Ungleichgewicht. Ressourcen werden abgebaut oder in einem Maße zerstört, indem die Natur sie nicht regenerieren kann. Es gibt kaum Projekte die Wiederaufforstung in Kamerun unterstützen. Ein Projekt, welches in den Kinderschuhen ist, unterstützt die Aufforstung von Wäldern, aber nicht mit einheimischen Hölzern. Denn dazu gibt es zu wenig Wissen.
Das Gesetz 2014 keine Plastiktüten mehr zu verwenden, hatte etwa einen Monat Wirkung gezeigt. Doch dann nahmen die Plastiktüten wieder zu, da keine Alternative geboten wurde, wie beispielsweise Einkaufsbeutel aus Stoff. Und auch die Kontrollen und Strafen nachließen.
Es macht traurig, es macht wütend und es macht sprachlos. Denn man kann Bewusstsein nicht einfach so schaffen. Bewusstsein entsteht meistens erst dann, wenn es wirklich brenzlig wird oder zu spät ist. Viele Dinge sind undurchsichtig geworden und manchmal scheinen sie im Kleinen ok, aber das Große, was sich dahinter verbirgt, ist nicht gut. Umweltbewusstsein ist etwas, was man nicht nur denken, sondern auch leben sollte: Wenn nicht für unsere Generation, dann für die nächsten!