Kamerun, oh Kamerun...
Ich bin einmal mehr auf Wohnungssuche gewesen. Bald beginnt
die Arbeit und ich werde das schöne und nasse Buea für das warme und wuselige
Yaounde verlassen müssen. Dieses Mal hatte ich mir vorgenommen, eine Wohnung
auf eigene Faust zu suchen und all meine Bedingungen – die ich an ein schönes
Wohnen stelle, zu erfüllen. Ich war sicher, dass mit genügend Zeit und den
richtigen Beziehungen alles seinen Gang gehen wird. Einmal mehr habe ich sehr
viele Erfahrungen gesammelt, bin ein bisschen tiefer in kamerunische
Verhaltensweisen vorgedrungen und war zeitweise richtig frustriert.
Alles begann damit, dass mir alle Freunde und Bekannten
versprachen, wir werden schon was finden. Ich frag mal nach... und darauf hatte
ich auch gehofft, denn neben Geld sind Beziehungen die größte Kraft, „die Böses
will und Gutes schafft“ oder umgedreht. Zuerst entschied ich mich dafür, mit
einer Freundin durch die Straßen der Viertel zu laufen, die mir gefielen und
die ich bevorzugte. Ziel war es, nahe an der Arbeit zu sein, aber ruhig zu
wohnen, so sicher wie möglich für eine Weiße zu wohnen, aber nicht direkt an
der Straße zu sein. Das war schon schwer. Wir fanden einige Angebote auf
kleinen Pappschildern ausgeschrieben und riefen die Nummern an oder fragten direkt Wächter von Häusern, ob in der Nähe was frei ist. Von möblierten
3-Zimmer-Wohnungen für schlappe 2000 Euro pro Monat bis hin zu 250 Euro
Appartements mit extremen Schimmelproblemen an der Wand war alles möglich.
Nachdem ich meine ersten zwei Optionen besichtigt hatte, lauerten bereits
selbsternannte Agenten auf mich, die genug Wohnungen kannten, um mich glücklich
zu machen. So versprachen sie mir zumindest die schönsten Möglichkeiten.
Ich folgte meinem ersten „Agenten“ der sonst Taxifahrer war
und versuchte ihm, nachdem ich mehrere Wohnungen besichtigt hatte, klar zu machen,
was ich wollte. Zwei Zimmer, maximal 200000XFA, Sicherheit, einen direkten
Draußenanschluss (Balkon, Terrasse oder Hof), nicht zu dunkel. Nach drei
weiteren Appartements hatte er eine vage Vorstellung und wir näherten uns an.
Tag eins ging zu ende.
Am nächsten Tag wurde ich bereits per Telefon mehrfach darum
gebeten, doch einen kleinen Vorschuss für sein Engagement zu zahlen und auch,
um die Wohnung zu reservieren. Er würde dann einfach den Schlüssel behalten.
Eine Freundin schlug mir eine seriöse Agentur vor, deren
Besitzer sie kannte und die deshalb nicht so teuer sein würde. Ok, warum nicht
versuchen. Wir sahen viele Wohnungen, ich stellte fest, dass es tatsächlich
schwer war, klar zu machen, was ich wollte. Wir sahen eine der dunkelsten
Wohnungen mit Minibalkon direkt auf die Hauptstraße führend, keinerlei
Spielmöglichkeiten für Kinder... Auch hier wurde mir Engagement bis zur
endgültigen Befriedigung versprochen. ;) Das nahm ich ernst. Am Ende hatte ich
ein Appartement, dass mich zufrieden stellen würde und recht niedlich war. Der
Agent versprach es mir für meine Preisvorstellungen und wir verabredeten uns
mit dem Vermieter zur Vollendung des Abkommens... Doch der kam nie, denn für
ihn war der Preis ganz und gar nicht in Ordnung. Er stellte uns mehrere Bedingungen
und ich musste für die erste Runde einsehen, dass ich diesen nicht nach kommen
konnte. Meine zweite Wahl wurde mir ausgeredet aus Sicherheitsgründen... Ich
reiste ab.
Zwei Wochen später gab es neue Optionen, ich fuhr wieder
nach Yaounde um ein Appartement, dass mir wie das Paradies angekündigt wurde zu
besichtigen, fast naiverweise selbst davon überzeugt, dass ich es nehmen würde.
Sobald mich der Vermieter sah, stieg der Preis um mindestens 150 Euro und sank
dann auf die Hälft, was für mich immer noch zu teuer war. Außerdem hatte ich
bis dato das sogenannte „Paradies“ noch nicht einmal gesehen. Mein
Taxifahreragent hatte neue Ideen, denn er erhoffte sich natürliche eine üppige
Gage von mir sein Engagement. Also fuhren wir wieder von einer Wohnung zur
nächsten, keine war so recht, was ich wollte. Eine war mehr als ich hätte haben
können, aber auch die versprach er mir. Denn er vollführte charmante unter vier
Augen Gespräche mit der Vermieterin und überzeugte sie von etwas, dass mir am
nächsten Tag schon wieder aberkannte, als sie sich der Situation besann. Ein
anderes Appartement, dass ich aus Verzweiflung schlussendlich haben wollte, war
plötzlich weg und ich begann wieder von null. Die nächste Person – auch ein
selbsternannter Agent, den man auf der Straße wohl nie dafür gehalten hätte,
brachte mich wieder zu dem ersten Haus mit den extremen Schimmelproblemen. Nach
zwei Wochen konnte ich nur feststellen, der Schimmel hatte sich extrem auf das
ganze Appartement ausgebreitet. Man versprach mir alles zu beheben... ich
müsste nur die ersten Mieten vorschießen, dann wäre alles fertig, sobald ich
einziehen will. Natürlich!!!
Und nach einem Monat sagt der Schimmel wieder „Hallo!“. Der
neue Agent fragte mich, ob ich ihn dennoch zahlen würde, wenn ich das Appartement
nehmen würde, denn ich hatte es ja schon gesehen. Und plötzlich wollte auch die
Person, die uns die Tür aufschloss, wahrscheinlich für die großen Mühen des
Schlüsselstragens, auch seinen Anteil haben. Denn er hätte mir das Objekt ja
das erste Mal gezeigt. Ich war frustriert und demotiviert, dass bereits über
die Preise der sogenannten Agenten diskutiert wurde, anstatt Bemühungen zu
zeigen, mir eine Bleibe zu suchen. Plötzlich kam den Wächter des Hauses, indem
ich gerade wohnte, eine Idee. Er erinnerte sich an eine Frau, die ein kleines
Appartement nahe der Präsidentenstraße hatte und Mieter suchte. Wir fuhren zu
dem besagten Objekt und es war umwerfend. Mir wurde schlagartig klar, warum
alle anderen Optionen fehlliefen. Dieses Appartement entsprach all meinen
Vorstellungen, hatte super nette Vermieter und war ganz ohne Agent auf mich
zugekommen. Noch am gleichen Tag und am folgenden versuchte ich es an mich zu
reißen, was mir auch gelang.
Voila, der Blick von meinem Balkon, mitten in der Stadt. |
Leider waren alle Agenten unheimlich frustriert,
denn dieses Objekt hatte mir keiner von ihnen gezeigt. Und schlussendlich
gingen sie leer aus. Aber mit all ihren Versprechungen und Verhandlungen die
schlussendlich fehlschlugen, war ich auch nicht wirklich zufrieden.
Schlussendlich muss ich sagen, dass es mir so erschien, als ob Agenten Häuser
von Leuten kannten, mit denen sie Beziehungen hatten, meist aus dem eigenen
Stamm kommend. Häuser zu denen sie keine Beziehungen hatten, konnten direkt
neben den Objekten, die sie zeigten leerstehen, ohne dass sie es wussten. Dafür
wartete vor diesem Haus bereits ein anderer Agent, um sein Sümmchen zu
kassieren. Zum Teil wurde ein kleiner Betrag nur für die Besichtigung der
Wohnung verlangt. Meist berufen sich die Preise der Agenten auf 10 Prozent der
Jahresmiete. Auch muss man einkalkulieren, dass man in Yaounde etwa 6
Monatsmieten bis zu einem Jahr vorschießen muss, möglicherweise eine Kaution
von zwei Monatsmieten zahlen sollte. Der Bedarf an Wohnungen ist groß, deshalb
sind die Preise und Forderungen der Vermieter teilweise verrückt und übertrieben.
Nur dass das Gesetz hier mehr den Vermieter stützt, als den Mieter schützt.